Veröffentlicht am Mai 17, 2024

Haben Sie das Gefühl, unzählige Produkte zu verwenden, ohne dass Ihr Haar gesünder wird? Das Problem ist oft nicht die Pflege selbst, sondern die falsche Herangehensweise. Dieser Artikel entmystifiziert die Haarpflege und zeigt, dass die wahre Lösung nicht im nächsten „Wunderprodukt“, sondern im Verständnis wissenschaftlicher Grundlagen wie Wasserhärte, pH-Wert und Haarporosität liegt. Lernen Sie, Ihr Haar wirklich zu verstehen und Ihre Routine gezielt zu optimieren.

Unzählige Tiegel, Tuben und Flaschen zieren Ihr Badezimmer, doch das versprochene Ergebnis – glänzendes, gesundes und kraftvolles Haar – bleibt aus. Sie folgen den Ratschlägen aus Magazinen, probieren die neuesten Trends und investieren in teure Produkte, aber Ihr Haar wirkt weiterhin stumpf, widerspenstig oder kraftlos. Diese Frustration teilen viele Frauen, die sich in einem endlosen Kreislauf aus Kaufen und Enttäuschtwerden wiederfinden.

Die gängigen Ratschläge konzentrieren sich meist auf Produkttypen oder Inhaltsstoffe, die man meiden sollte. Doch was, wenn die Ursache viel fundamentaler ist? Was, wenn äußere, oft unsichtbare Faktoren und die biologische Beschaffenheit Ihres Haares selbst die Wirksamkeit jeder noch so teuren Kur zunichtemachen? Die Industrie spricht selten über die Grundlagen, denn sie verkauft Lösungen in Flaschen, nicht Wissen.

Die wahre Revolution in Ihrer Haarpflege beginnt nicht mit einem neuen Produkt, sondern mit einem Perspektivwechsel. Statt Symptome zu bekämpfen, müssen wir die Ursachen verstehen. Dieser Artikel nimmt Sie mit auf eine wissenschaftliche Reise in die Welt der Trichologie. Wir werden die Mythen entlarven und uns auf die drei Säulen konzentrieren, die über Erfolg oder Misserfolg Ihrer Pflegeroutine entscheiden: die Wasserhärte in Ihrem Zuhause, der pH-Wert Ihrer Produkte und die individuelle Porosität Ihres Haares. Es ist Zeit, die Kontrolle zurückzugewinnen und eine Routine aufzubauen, die auf Fakten basiert, nicht auf Marketingversprechen.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie Sie Ihr Haar präzise diagnostizieren und Ihre Pflegeprodukte so auswählen und anwenden, dass sie endlich die gewünschte Wirkung entfalten. Entdecken Sie die wissenschaftlichen Prinzipien für dauerhaft schönes Haar.

Warum hartes Wasser Ihre Haare stumpf macht und welcher Filter wirklich hilft?

Der erste und oft am meisten unterschätzte Feind gesunden Haares kommt direkt aus dem Wasserhahn: hartes Wasser. Hartes Wasser ist reich an gelösten Mineralien, insbesondere Kalzium und Magnesium. Wenn diese Mineralien mit den Inhaltsstoffen Ihres Shampoos reagieren, bilden sie einen unsichtbaren, seifenartigen Film, der sich auf Haar und Kopfhaut ablagert. Diese Kalkablagerungen verhindern, dass die Schuppenschicht (Cuticula) des Haares glatt anliegt. Das Ergebnis: Das Haar verliert seinen Glanz, fühlt sich rau und strohig an und lässt sich schwer kämmen.

In Deutschland ist die Wasserhärte ein weit verbreitetes Problem. Laut einem aktuellen Ranking der Wasserhärte in deutschen Städten kämpfen Metropolen wie Berlin mit Werten von bis zu 23,9 °dH (Grad deutscher Härte) und Frankfurt mit 19,7 °dH. Bereits ab einem Wert von 14 °dH spricht man von hartem Wasser, das die Haarpflege spürbar beeinträchtigt. Selbst die besten Conditioner können gegen diese mineralische Barriere nur wenig ausrichten.

Makroaufnahme von Kalkablagerungen auf Haarstruktur

Wie auf dieser Aufnahme sichtbar, legen sich Mineralien wie eine Kruste um das Haar. Die Lösung liegt darin, diese Ablagerungen gezielt zu entfernen und ihre Neubildung zu verhindern. Ein erster Schritt ist, die Wasserhärte bei Ihrem lokalen Wasserversorger zu erfragen. Bei hohen Werten sind Duschfilter mit Ionenaustausch-Technologie eine effektive Maßnahme, um die Mineralien direkt an der Quelle zu reduzieren. Zusätzlich helfen spezielle Shampoos, die Ablagerungen zu lösen.

Ihr Aktionsplan gegen hartes Wasser

  1. Wasserhärte bestimmen: Fragen Sie die genauen Werte bei Ihrem örtlichen Wasserversorger an oder nutzen Sie Teststreifen aus der Apotheke.
  2. Filter prüfen: Ziehen Sie bei Werten über 14 °dH die Installation eines Duschfilters in Betracht, der Kalzium- und Magnesiumionen bindet.
  3. Tiefenreinigung durchführen: Verwenden Sie einmal pro Woche ein Chelat-Shampoo (Tiefenreinigungsshampoo), um bestehende Mineralablagerungen gezielt zu entfernen.
  4. Sauer spülen: Führen Sie nach jeder Wäsche eine Spülung mit verdünntem Apfelessig (1 Teil Essig auf 5 Teile Wasser) durch, um die Schuppenschicht zu schließen und Glanz zu verleihen.
  5. Anlage erwägen: Bei extremer Härte über 20 °dH kann eine zentrale Wasserenthärtungsanlage für das ganze Haus eine langfristige Lösung sein.

Wie sauer muss ein Shampoo sein, um die Schuppenschicht zu schließen?

Nachdem wir den Einfluss des Wassers geklärt haben, rückt das Produkt selbst in den Fokus: das Shampoo. Seine wichtigste Eigenschaft, die oft übersehen wird, ist nicht der Duft oder die Schaummenge, sondern sein pH-Wert. Die Oberfläche von gesundem Haar und Kopfhaut ist von Natur aus leicht sauer, mit einem pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5. Dieser sogenannte Säureschutzmantel sorgt dafür, dass die Schuppenschicht des Haares flach anliegt, Feuchtigkeit einschließt und vor äußeren Einflüssen schützt.

Viele herkömmliche, insbesondere stark reinigende oder schuppenbekämpfende Shampoos, sind alkalisch (pH-Wert > 7). Ein alkalisches Milieu lässt die Schuppenschicht aufquellen und sich öffnen. Dies ist zwar für die Reinigung effektiv, macht das Haar aber auch anfällig für Feuchtigkeitsverlust, Frizz und Haarbruch. Ein Shampoo mit einem auf die Kopfhaut abgestimmten, sauren pH-Wert hingegen reinigt sanft und hilft gleichzeitig, die Schuppenschicht sofort wieder zu schließen. Das Ergebnis ist glatteres, glänzenderes und widerstandsfähigeres Haar.

Die Forschung bestätigt diesen Zusammenhang. Wie die Experten von Sebamed, einer Marke, die sich auf den pH-Wert 5,5 spezialisiert hat, betonen, ist die Erhaltung des natürlichen Gleichgewichts entscheidend. Die Sebamed Forschung erklärt dazu in ihrer offiziellen Produktinformation:

Der pH-Wert der gesunden Kopfhaut liegt durchschnittlich bei 5,5. Sebamed mit dem pH-Wert 5,5 stärkt die Funktion des natürlichen Hautschutzmantels.

– Sebamed Forschung, Offizielle Produktinformation Sebamed

Eine klinische Studie des Instituts Dr. Schrader untermauert dies: Die Verwendung eines pH-5,5-Shampoos führte bereits nach 14 Tagen zu einer Reduktion von Kopfschuppen um 50 %, da Reizung und Austrocknung von Kopfhaut und Haar signifikant vermindert wurden. Achten Sie daher bei der Produktwahl bewusst auf Angaben zum pH-Wert oder auf Formulierungen, die als „pH-neutral für die Haut“ oder „pH 5,5“ gekennzeichnet sind.

Sind wasserlösliche Silikone wirklich so schädlich wie ihr Ruf?

Silikone in der Haarpflege haben einen schlechten Ruf. Sie werden oft pauschal als „Plastik fürs Haar“ verteufelt, das die Haare versiegelt und langfristig austrocknet. Aus wissenschaftlicher Sicht ist diese Darstellung jedoch zu undifferenziert. Es ist entscheidend, zwischen verschiedenen Arten von Silikonen zu unterscheiden: wasserunlöslichen und wasserlöslichen Silikonen. Diese Unterscheidung ist der Schlüssel, um ihre Wirkung und ihr potenzielles Risiko korrekt einzuschätzen.

Wasserunlösliche Silikone wie Dimethicone oder Cyclopentasiloxane legen sich wie ein Film um das Haar. Das sorgt für sofortige Kämmbarkeit, Glanz und Frizz-Kontrolle. Das Problem: Sie lassen sich mit Wasser allein nicht ausspülen. Ohne den Einsatz von aggressiven sulfathaltigen Shampoos kann es zu einem „Build-up“ kommen – die Schichten lagern sich übereinander ab, beschweren das Haar und verhindern, dass pflegende Stoffe eindringen können. Für stark geschädigtes Haar können sie kurzfristig ein Segen sein, erfordern aber eine bewusste Reinigungsroutine.

Symbolische Darstellung der Haarschutzschicht

Im Gegensatz dazu stehen wasserlösliche Silikone, erkennbar an Präfixen wie PEG- oder Namen wie Dimethicone Copolyol. Diese modernen Silikone bieten die gleichen glättenden Vorteile, haben aber eine Struktur, die es ihnen erlaubt, sich bei der nächsten Haarwäsche einfach mit Wasser wieder ausspülen zu lassen. Das Risiko eines Build-ups ist hier minimal. Sie stellen somit für die meisten Haartypen eine unbedenkliche und effektive Möglichkeit dar, das Haar zu schützen und zu pflegen, ohne es zu belasten.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen und hilft Ihnen, die INCI-Liste (Inhaltsstoffliste) Ihrer Produkte besser zu deuten.

Wasserlösliche vs. wasserunlösliche Silikone im Vergleich
Silikon-Typ INCI-Bezeichnung Wasserlöslich Build-up Risiko Geeignet für
Wasserunlöslich Dimethicone, Cyclopentasiloxane Nein Hoch Stark geschädigtes Haar
Wasserlöslich PEG-Präfix, Dimethicone Copolyol Ja Gering Alle Haartypen
Natürliche Alternative Pflanzliche Öle, Sheabutter Teilweise Mittel Naturkosmetik-Fans

Warum Sie Shampoo nur am Ansatz und Conditioner nur in den Spitzen nutzen sollten?

Eine der häufigsten Anwendungsfehler in der Haarpflege ist die falsche Verteilung von Shampoo und Conditioner. Die Regel ist einfach, aber ihre wissenschaftliche Begründung ist entscheidend für die Haargesundheit: Shampoo gehört primär auf die Kopfhaut, Conditioner primär in die Längen und Spitzen. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Beschaffenheit und den Bedürfnissen der verschiedenen Haarpartien.

Die Kopfhaut ist der Ort der Talgproduktion. Hier sammeln sich Fett, Schweiß und Styling-Rückstände, die entfernt werden müssen. Shampoo ist mit seinen reinigenden Tensiden genau dafür konzipiert. Würde man die gesamte Haarlänge intensiv damit einschäumen, würden die ohnehin schon trockeneren, älteren Haarpartien unnötig entfettet und ihre Schuppenschicht strapaziert. Beim Ausspülen fließt genügend Shampoo durch die Längen, um sie ausreichend zu reinigen. Laut Experten der Beurer Gesundheitsberatung reicht bereits eine walnussgroße Menge für schulterlanges Haar aus, die sanft in die Kopfhaut einmassiert wird.

Der Conditioner hat die entgegengesetzte Aufgabe. Er soll die durch die Wäsche aufgeraute Schuppenschicht der Haarlängen wieder schließen, Feuchtigkeit spenden und das Haar schützen. Die Längen und Spitzen sind der älteste und am stärksten strapazierte Teil des Haares. Am Haaransatz hingegen ist das Haar neu und wird durch den natürlichen Talg bereits ausreichend versorgt. Conditioner am Ansatz würde das Haar nur unnötig beschweren, platt wirken lassen und die Kopfhautporen verstopfen. Je nach Haartyp können sogar alternative Waschmethoden sinnvoll sein:

  • Co-Washing: Besonders bei sehr trockenen Locken kann eine Wäsche nur mit Conditioner die Feuchtigkeit bewahren.
  • Reverse Washing: Bei feinem Haar zuerst Conditioner in die Längen geben und dann den Ansatz mit Shampoo waschen. Das schützt die Spitzen und sorgt für mehr Volumen.
  • Double Cleansing: Bei schnell fettenden Ansätzen hilft es, zweimal hintereinander mit einer sehr kleinen Menge Shampoo zu waschen, anstatt einmal mit einer großen.

Wildschweinborsten oder Tangle Teezer: Was schont nasses Haar am besten?

Die Wahl der richtigen Haarbürste ist ebenso wissenschaftlich wie die Wahl des Shampoos – und die wichtigste Regel lautet: Behandle nasses Haar wie rohe Seide. Im nassen Zustand ist die Haarstruktur durch das aufgenommene Wasser aufgequollen und die Wasserstoffbrückenbindungen im Inneren sind geschwächt. Das Haar ist dadurch extrem dehnbar und bruchanfällig. Aggressives Bürsten oder das falsche Werkzeug können hier irreparable Schäden an der Schuppenschicht verursachen.

Für nasses Haar sind Wildschweinborstenbürsten ungeeignet. Ihre dichten, festen Borsten sind ideal, um im trockenen Zustand Sebum vom Ansatz in die Längen zu verteilen und das Haar zu polieren, doch auf nassem Haar erzeugen sie zu viel Reibung und Zug. Die beste Wahl zum Entwirren nach der Wäsche ist ein grobzinkiger Kamm oder eine flexible Detangling-Bürste aus Kunststoff (wie der bekannte Tangle Teezer). Ihre biegsamen Borsten geben bei Widerstand nach und minimieren so Haarbruch.

Für die Pflege von trockenem Haar hingegen ist eine hochwertige Wildschweinborstenbürste eine sinnvolle Investition. Sie reinigt das Haar von Staub, stimuliert die Kopfhaut und sorgt für natürlichen Glanz. Hier zeigt sich, dass Qualität eine entscheidende Rolle spielt. Wie eine Analyse deutscher Traditionsunternehmen zeigt, ist die Langlebigkeit ein wichtiger Faktor. So setzen Hersteller wie Kostkamm (seit 1930) oder Faller (seit 1921) auf FSC-zertifiziertes Holz und echte Wildschweinborsten. Eine solche Bürste ist zwar in der Anschaffung teurer, hält aber bei richtiger Pflege oft ein Leben lang und stellt eine nachhaltige Alternative zu kurzlebigen Plastikprodukten dar.

Die wissenschaftlich korrekte Antwort lautet also: Es kommt auf den Zustand des Haares an. Zum Entwirren von nassem Haar sind flexible Kunststoffborsten oder ein grobzinkiger Kamm die schonendste Methode. Für die tägliche Pflege und den Glanz von trockenem Haar bleibt die Wildschweinborstenbürste unübertroffen.

Ganzheitliche Schönheit: 5 Routinen, die Ihren Stil ab 40 neu definieren

Ab dem 40. Lebensjahr verändern sich nicht nur die Haut, sondern auch die Haare. Hormonelle Umstellungen, insbesondere der sinkende Östrogenspiegel, können das Haarwachstum verlangsamen, die Haare dünner werden lassen und ihre Struktur verändern. Gleichzeitig nimmt die Talgproduktion ab, was zu trockenerer Kopfhaut und spröderen Längen führt. Eine Pflegeroutine, die mit 30 perfekt funktioniert hat, muss nun angepasst werden, um diesen internen Veränderungen wissenschaftlich fundiert zu begegnen.

Der Fokus rückt von reiner äußerer Pflege hin zu einer ganzheitlichen Strategie, die die Haarwurzel stärkt und die veränderte Haarstruktur unterstützt. Ein Schlüsselfaktor ist die Durchblutung der Kopfhaut, die für die Nährstoffversorgung der Haarfolikel essenziell ist. Wie der Dermatologe Dr. W. Gehring in einer Studie der Hautklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe feststellte:

Hormone, Stress und äußere Einflüsse können die Durchblutung in der Kopfhaut reduzieren, woraus ein vermindertes Haarwachstum resultieren kann.

– W. Gehring, Studie Hautklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe 2007

Eine effektive Anti-Aging-Haarroutine setzt genau hier an und kombiniert stimulierende Maßnahmen mit stärkender Pflege und gezielter Ernährung. Es geht darum, dem Haar von innen und außen die Bausteine zu geben, die es jetzt benötigt. Folgende fünf Gewohnheiten haben sich als besonders wirksam erwiesen:

  • Tägliche Kopfhautmassage: Fünf Minuten Massage mit den Fingerspitzen in kreisenden Bewegungen fördern die Durchblutung und verbessern die Nährstoffaufnahme der Haarwurzeln.
  • Wöchentliche Proteinbehandlung: Da das Haar brüchiger wird, helfen Masken mit Keratin oder anderen Proteinen, die Haarstruktur zu kräftigen und Haarbruch zu reduzieren.
  • Koffein-Shampoos: Produkte mit Koffein (z. B. von Plantur 39) können nachweislich die Haarwurzeln stimulieren und dem hormonell bedingten Haarausfall entgegenwirken.
  • Omega-3-Fettsäuren: Die Integration von Leinsamen, Chiasamen und Kürbiskernen in die Ernährung liefert wichtige Fettsäuren, die für eine gesunde Kopfhaut und geschmeidiges Haar sorgen.
  • Intensivkuren mit Biotin & Zink: Eine monatliche Kur mit diesen Mikronährstoffen unterstützt das Haarwachstum und stärkt die Haarstruktur von innen heraus.

Die Anpassung an die biologischen Veränderungen ist der Schlüssel, um auch nach 40 vitales und schönes Haar zu erhalten. Diese ganzheitliche Herangehensweise bildet dafür die perfekte Grundlage.

Kollagen oder Hyaluron: Welches Supplement wirkt wirklich gegen erste Fältchen?

Wenn es um die Schönheit von innen geht, stehen zwei Wirkstoffe im Rampenlicht: Kollagen und Hyaluronsäure. Während Hyaluron vor allem für seine Fähigkeit bekannt ist, Wasser zu binden und die Haut aufzupolstern, spielt Kollagen eine fundamentalere Rolle für die strukturelle Integrität von Haut und Haar. Kollagen ist das häufigste Protein im menschlichen Körper und ein wesentlicher Baustein des Bindegewebes. Für das Haar ist es von besonderer Bedeutung, da die Aminosäuren aus dem Kollagen (insbesondere Prolin) für die körpereigene Produktion von Keratin – dem Hauptbestandteil der Haare – benötigt werden.

Mit zunehmendem Alter nimmt die körpereigene Kollagenproduktion ab, was nicht nur zu Fältchen führt, sondern auch das Haarwachstum beeinträchtigen und das Haar dünner und brüchiger machen kann. Die Supplementierung mit hydrolysiertem Kollagen (Kollagen-Peptiden) kann hier ansetzen. Diese Peptide sind klein genug, um vom Körper aufgenommen zu werden und die Zellen zur Produktion von neuem Kollagen anzuregen. Studien zur Nahrungsergänzung zeigen, dass hydrolysiertes Kollagen eine Bioverfügbarkeit von über 90% hat, was es zu einem sehr effektiven Wirkstoff macht.

Für eine sichtbare Wirkung auf Haut und Haar ist die richtige Kombination und Dosierung entscheidend. Vertrauenswürdige deutsche Marken wie Doppelherz, Abtei oder Orthomol, die in Apotheken und Drogeriemärkten wie dm erhältlich sind, bieten spezielle Beauty-Supplements an. Eine bewährte Formel kombiniert täglich 5-10 Gramm Kollagen-Peptide mit Biotin (unterstützt den Keratinstoffwechsel) und Vitamin C, das als Kofaktor für die Kollagensynthese unerlässlich ist. Erste positive Effekte auf die Haarqualität, wie mehr Glanz und eine kräftigere Struktur, sowie auf das Hautbild zeigen sich in der Regel nach einer konsequenten Einnahme von 8 bis 12 Wochen.

Während Hyaluronsäure also primär ein Feuchtigkeits-Booster ist, wirkt Kollagen als struktureller Baumeister. Für eine langfristige Verbesserung der Haar- und Hautqualität von innen ist Kollagen daher das fundamental wichtigere Supplement.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wasserhärte ist ein oft übersehener, aber entscheidender Faktor, der die Haarstruktur negativ beeinflusst und durch Filter oder spezielle Shampoos neutralisiert werden muss.
  • Ein leicht saurer pH-Wert (4,5 – 5,5) bei Shampoos und Spülungen ist wissenschaftlich notwendig, um die Schuppenschicht des Haares zu schließen und Glanz zu erzeugen.
  • Die individuelle Porosität des Haares, nicht nur der „Haartyp“, bestimmt, welche Pflegeprodukte (leichte Öle vs. schwere Butter) wirklich aufgenommen werden können.

Haardiagnose zuhause: Wie bestimmen Sie die Porosität Ihrer Haare im Wasserglas-Test?

Der letzte und wichtigste Schritt zu einer wirklich personalisierten Pflegeroutine ist die Diagnose der eigenen Haarstruktur. Das entscheidende Merkmal ist hier die Porosität. Sie beschreibt, wie gut Ihr Haar Feuchtigkeit aufnehmen und halten kann, was direkt von der Beschaffenheit seiner Schuppenschicht abhängt. Man unterscheidet geringe, mittlere und hohe Porosität. Der bekannteste Heimtest hierfür ist der Wasserglas-Test, bei dem ein sauberes, trockenes Haar in ein Glas Wasser gelegt wird.

Die Theorie: Haar mit geringer Porosität (geschlossene Schuppenschicht) schwimmt oben. Haar mit hoher Porosität (offene Schuppenschicht) saugt sich schnell voll und sinkt zu Boden. Aus wissenschaftlicher Sicht ist dieser Test jedoch mit Vorsicht zu genießen. Wie eine kritische Auseinandersetzung auf gofeminin.de zeigt, hat der Test erhebliche Grenzen: Rückstände von Styling-Produkten können das Ergebnis verfälschen, und ein einzelnes Haar ist selten repräsentativ für den gesamten Kopf. Zuverlässigere Alternativen sind:

  • Der Sprüh-Test: Sprühen Sie aus einiger Entfernung Wasser auf eine trockene Haarsträhne. Perlt das Wasser ab, haben Sie eine geringe Porosität. Zieht es schnell ein, deutet das auf hohe Porosität hin.
  • Der Fühl-Test: Nehmen Sie eine einzelne Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger und fahren Sie von der Spitze Richtung Ansatz. Fühlt sich die Strähne glatt an, ist die Porosität gering. Fühlt sie sich rau und hubbelig an, ist die Schuppenschicht geöffnet und die Porosität hoch.
Emotionale Verbindung zur Haarpflege

Sobald Sie Ihre Porosität kennen, können Sie Ihre Pflege gezielt anpassen. Haar mit geringer Porosität benötigt leichte Öle und Feuchtigkeit, die unter Wärmeeinwirkung (z.B. warmes Handtuch) besser eindringen kann. Haar mit hoher Porosität verliert schnell Feuchtigkeit und schreit nach Proteinen und reichhaltigen, versiegelnden Produkten wie Sheabutter oder Leave-in-Conditionern.

Pflege-Empfehlungen nach Porosität
Porosität Erkennungsmerkmale Produktempfehlung dm/Rossmann Pflegeroutine
Gering Lange Trocknungszeit (5+ Std.) Leichte Öle (Argan, Jojoba) Wärmebehandlung, wenig Protein
Mittel Normale Trocknungszeit (2-4 Std.) Ausgewogene Pflege Abwechselnd Feuchtigkeit/Protein
Hoch Schnelle Trocknungszeit (1-2 Std.) Schwere Butter (Shea), reichhaltige Kuren Viel Protein, Leave-in Produkte, LOC-Methode

Mit diesem Wissen sind Sie nicht länger auf Marketingversprechen angewiesen. Um diesen Prozess zu meistern, ist es entscheidend, die Methode zur Bestimmung der Haarporosität sicher anwenden zu können.

Führen Sie jetzt den Fühl- oder Sprüh-Test durch, um die Porosität Ihrer Haare zu bestimmen. Dies ist der erste, entscheidende Schritt zu einer Pflegeroutine, die wirklich auf Ihr Haar zugeschnitten ist und endlich die gewünschten Ergebnisse liefert.

Geschrieben von Lukas Mair, Friseurmeister und zertifizierter Trichologe (Haarwissenschaftler). Experte für Haargesundheit, chemische Prozesse und Kopfhauttherapien.